Warum wir schreiben und wie wir schreiben lernen
Warum wir schreiben
Viele AutorInnen machen sich ständig Gedanken, warum wir schreiben wollen. Auch wir – manchmal. Und manchmal schauen wir nach, was berühmte Schriftsteller zu diesem Thema sagen.
Anais Nin schrieb, um sich eine andere Welt zu schaffen. Das erklärt sie im Video am Ende des Textes. Keine der Welten, die ihr angeboten wurden, gefiel ihr, weder die zuhause, noch die der Politik, noch die der Arbeit.
So geht es wahrscheinlich immer noch vielen Menschen, die zu schreiben beginnen. Sie schreiben, um weg zu kommen aus dem, was scheinbar unverrückbar erdrückende Wirklichkeit ist (Brexit. Flüchtlinge. Terror, Corona).
Es kann aber auch private Gründe haben, und diese können sogar positiv sein. So kann die Freude am Schreiben der Grund dafür sein. Auch die Begeisterung, wenn wir eine Szene so geschrieben haben, dass sie spannend ist und uns mögliche Leser fragen, wie es weitergeht. Wir erschaffen ganze Welten, Charaktere, die uns besser gefallen als die aus unserer nahen Umgebung. Sogar ideale Welten ohne Pandemien können wir erfinden. In Zeiten des Barock war es Mode, idyllische Situationen sowohl zu malen, als auch zu beschreiben. Das nennt man manchmal “Eskapismus”, aber wir können es auch Therapie nennen.
Therapie, Selbstheilung, ist einer der Gründe, der uns zum Schreiben bringt. Impuls zum schreiben ist oft ein Leiden an der Welt, die uns umgibt. Diese machen wir besser, indem wir eine Alternative erfinden. Das muss nicht unbedingt zum Science-Fiction führen, sondern kann auch darin bestehen, dass die Charaktere in den Erzählungen ideal handeln.
Die Ärztin und Neurologin Alice B. Flaherty hat das Phänomen der “Mitternachtskrankheit“, wie sie den Schreibzwang nennt, erforscht. Das klingt dann ziemlich medizinisch, so sollen Autoren wie Gustave Flaubert und Fjodor Dostojewski unter “Schläfenlappenepilepsie” gelitten haben. Die erhöhte Arbeit der Schläfenlappen zwang sie zum Schreiben. Andere nennen das einfach “Inspiration”.
Die Autorin selbst litt unter dem Schreibzwang, nachdem sie persönliche Verluste erfahren hatte. Doch sie konnte geheilt werden – und das Phänomen untersuchen.