Self Publishing – Ein Erlebnisbericht von Christine Klinger
Self Publishing – eine gute Alternative
Dieser Bericht von Christiane Klinger räumt mit Vorurteilen auf, die viele gegen den Self Publishing hegen. Der Selbstverlag ist natürlich kein eigener Verlag, sondern nennt sich BoD (Books on demand) oder tredition. Inzwischen gibt es viele Möglichkeiten zum Self Publishing. Nutze sie!
Christine Klinger, geboren 1972, lebt in Winterthur, wo sie als PR-Beraterin und Autorin tätig ist.
“Bücher von Selbst-Publishing-Verlagen lese ich nicht”
„Kurzgeschichten und Bücher von Selbst-Publishing-Verlagen lese ich nicht“, sagte mir eine Buchhändlerin unumwunden, als ich sie bat, mein Buch in ihre Präsentation von Neuerscheinungen aufzunehmen. Das war hart, aber ehrlich – und leider kein Einzelfall. Auch wenn man vielerorts liest, dass Self-Publishing an Bedeutung gewinnt und es immer wieder einzelne Erfolgsstorys von Self-Publishing-Autoren gibt, so ist meine Erfahrung: Als noch unbekannte Self-Publishing-Autorin ist man immer noch das letzte Glied in der Nahrungskette der Buchbranche. Deshalb kann ich nur dies raten: Steckt für jede Stunde, die ihr ins Schreiben investiert habt, mindestens nochmals so viel Zeit in die Werbung. Glaubt an euch selbst und an euer Buch und lasst euch nicht unterkriegen.
Nur ein Kuss
Ich weiss nicht, wie das in Deutschland ist, doch sind mir in der Schweiz zwei Dinge aufgefallen: Die Leute sind übersättigt und sie denken kleinräumig. Ich wusste, dass es mit der Verbreitung eines Kurzgeschichtenbands nicht einfach werden würde, davor hatte man mich auch bei Schreibwerk Berlin gewarnt. Also habe ich in meinen Band eine PR-Geschichte reingepackt. Ich schrieb einen Text über ein Graffito, das 1987 bei Nacht und Nebel an die Fassade meines ehemaligen Gymnasiums gesprayt wurde. Das Graffito hiess „Nur ein Kuss“. Der Kuss ist gleichzeitig das Motiv, das sich wie ein roter Faden durch all meine Geschichten zieht. Und es ziert nun auch mein Buch-Cover. Der Zufall wollte es, dass es heuer genau 30 Jahre her ist, seit das Graffito gesprayt wurde und dass mein ehemaliges Gymnasium just in diesem Jahr zum ersten Mal ein Ehemaligentreffen veranstaltet. Glück und sehr viel Arbeit haben dazu geführt, dass ich mein Büchlein nun am Ehemaligentreffen vor 800 ehemaligen Gymnasiasten vorstellen durfte. Das hatte wiederum zur Folge, dass mich die Regionalzeitung zu einem Interview eingeladen und einen grossen Artikel über die Schule, das Graffito und mein Buch geschrieben hat. Auch in der Gemeinde, in der ich aufgewachsen bin, durfte ich einen Artikel im Gemeindeblatt publizieren.
Gute Erfahrungen
Im Übrigen habe ich gute Erfahrungen gemacht mit Werbung in den Vereinen, in denen ich aktiv bin. Mailings an Freunde und Bekannte waren erfolgreich (bitte keine falsche Bescheidenheit!). Auch lohnt es sich, auf Social Media aktiv zu werden, mit einer Facebook-Seite zum Buch, -Posts in Gruppen und -Ads. Und schliesslich sind Gratisexemplare für wichtige Multiplikatoren eine gute Investition.
Ich habe die Stunden, die ich für die Werbung für mein Buch investiert habe, nicht gezählt. Ich glaube aber, es sind mindestens nochmals so viele, wie ich fürs Schreiben aufgewendet habe.
Das finanzielle Risiko ist praktisch gleich null
Self-Publishing lässt einem viele Freiheiten und das finanzielle Risiko ist praktisch gleich null, was ich toll finde. Das Wort „self“ ist aber sehr wörtlich zu nehmen, denn man muss wirklich alles aus sich selbst herausholen. Dies, obwohl Self-Publihsing-Plattformen wie Tredition und BOD schon viel für den Vertrieb machen und in Deutschland auch Leistungen für die Pressearbeit erbringen. Die Schweiz fällt bei der Pressearbeit leider noch durch die Maschen.
Heute bin ich fast ebenso stolz auf die Werbung für mein Buch als auf mein Buch selbst. Ob ich wieder mit Self-Publishing publizieren würde, kann ich im Moment nicht sagen. Freiheit hat halt, wie überall, einen hohen Preis.
„Nur ein Kuss“ (ISBN 978-3-7439-3771-0) ist mein zweites Buch, das ich bei tredition veröffentlicht habe. 2016 legte ich mit meiner Co-Autorin, Brinja Goltz, den literarische Adventskalender „Zirpende Weihnacht“ vor. 2015 habe ich ein Seminar bei Schreibwerk Berlin besucht. Bei Temperaturen von über 30 Grad arbeitete ich damals an einer Weihnachtsgeschichte.