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das Besondere denken

Moderne Helden: Angelika Schrobsdorff und der Mann aus Tonga

Helden haben Mut

Unsere modernen Helden haben ihre eigene, unverwechselbare Geschichte.

Sie beweisen Mut und stehen für Ihre Ideale und Ziele ein, koste es, was es wolle. Sie zeichnen sich durch einen starken Willen, Durchsetzungskraft und meist auch ein Quäntchen Sympathie aus. Sie gehen “in den Kampf” (analog zu Siegfried, der mit dem Drachen kämpfte) und bestehen ihn. Den nächsten Kampf verlieren sie vielleicht, aber sie rappeln sich wieder auf und machen weiter. So geht es AutorInnen mit dem Schreiben auch. Halten Sie durch!

Drache und Ritter

 


Tonga, Paris, Syrien-Berlin-Brasilien: Stationen von Heldenreisen

Wussten Sie vor einer Woche, wo Tonga liegt? Ich wette, jetzt wissen Sie es. Dank Pita Nikolas Taufatofua, der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele und jeder Menge Öl auf dem Oberkörper.
Wussten Sie, dass Angelika Schrobsdorff ihre “große Liebe” Claude Lanzmann “aus freien Stücken” verließ und von Paris nach Israel zog und von dort wieder nach Berlin?
Wussten Sie, dass die 18jährige, hübsche Yusra Mardini eine folgenschwere Flucht aus Syrien überstanden, Menschen gerettet hat, jetzt in Berlin lebt und zurzeit in Brasilien Schmetterling schwimmt?

Ich wusste das alles nicht (abgesehen von Tonga und dass ich Angelika Schrobsdorff ein bisschen kannte), aber nun weiß ich dank medialer Aufbereitung so einiges.

Diese drei Personen werden als moderne Helden in den Medien inszeniert, oder sie inszenieren sich auf wirklich bewundernswerte Weise wie der Mann aus Tonga selbst. Sie werden beachtet, weil sie eine Geschichte erzählen und diese verkörpern.

 

Helden verkörpern Geschichten

Diese drei Personen verkörpern Geschichten. Natürlich solche, die den Medien passen – oder sagen wir einfacher, die in unsere Zeit passen.
Angelika Schrobsdorff, die Schriftstellerin war und die Themen dafür in ihrem Leben fand, steht in der großen medialen Narration jetzt dafür, dass sie Claude Lanzmann liebte, ihn aber wieder verließ. Erwähnenswert dabei – und offenbar eine “Heldentat” – ist, dass sie ihn verlassen hat.
Ein junger, gestählter Mann inszeniert sich im traditionellen Tonga-Kostüm und überaus geölten Körper, souverän, selbstbewusst lächelt er in die Kameras. “Wo liegt Tonga? Ich will dorthin”, twittern junge Frauen, die weder Tonga noch solche Männer je gesehen haben.
Unser Mitgefühl für die Flüchtlinge aus Syrien können wir bei Yusra Mardini getrost in positive Bahnen lenken, denn sie verkörpert genau jene Heldin, die in unsere eigene Erzählung der guten Menschen passt. Sogar Hollywood hat schon angefragt.

Wir lechzen nach Geschichten

Die Medien lechzen nach Geschichten, weil wir nach Geschichten lechzen. Das Auffällige zieht uns an. Es kommt nicht darauf an, ob wir damit wirklich die Personen erfassen, die uns präsentiert werden: Was wissen wir von Yusra Mardinis Traumata? Nichts. Was wissen wir von Angelika Schrobsdorffs literarischem Können? Nicht viel. Was wissen wir über den Mann aus Tonga? Gar nichts.

Aber: Alle drei sind Helden, moderne Helden. Sie zeigen uns viel. Wir können von ihnen lernen.

Helden handeln motiviert und sie haben ein klares Ziel

  • Motivation: Diese drei woll(t)en etwas: Und sie haben es erreicht.
    Angelika Schrobsdorff wollte selbstbestimmt leben (wenn Sie jetzt noch keine Protagonistin für Ihren Roman haben, nehmen Sie diese Frau) und verließ dafür mehrere Männer, sie hat sogar ihren Sohn in die Obhut Anderer gegeben – für ihr Schreiben.
    Oder nehmen wir Pita Nikolas Taufatofua, auch er hatte ein Ziel: Aufmerksamkeit zu erreichen, für sich sicher, aber auch für sein Inselarchipel, das sonst ja nie in den Medien vorkommt.
    Und Yusra Mardini scheint eine ganz besonders motivierte junge Frau zu sein: sie flieht aus dem Krieg in Syrien, sie rettet ihre Mitflüchtlinge auf dem Boot, sie trainiert nicht nur für Olympia, sondern sie erreicht auch den Wettkampf.
  • Geschichte: Alle drei genannten HeldInnen haben eine Geschichte, die individuell, unteilbar, höchstpersönlich und deshalb so aufregend ist. Sie transportieren ihre Geschichte nicht nur, sie verkörpern sie. Sie verteidigen ihre Ideale gegen den Zeitgeist, gegen die Wellen, gegen den Strom. Statten Sie so auch Ihre literarischen Helden aus und mischen Sie etwas Widersprüchliches in ihre “Figuren” – das macht sie interessant.
  • Person: In allen drei Fällen handelt es sich um eine Persönlichkeit, um individuelle, unverwechselbare, unaustauschbare Menschen. Deshalb sind sie HeldInnen, deshalb erzählen wir ihre Geschichten weiter, deshalb wollen wir jetzt alle in Tonga wohnen. Oder wahlweise wie Angelika Schrobsdorff jeden Mann, den wir lieben, verlassen, um unseren “eigenen Weg zu gehen”.

Verfolgen Sie Ihr Schreibziel: Schreiben Sie regelmäßig, finden Sie den richtigen Schreibort für sich

Ebenso motiviert wie diese drei Helden sollten Sie IHR ZIEL zu verfolgen. Wenn Sie ein Buch schreiben wollen, lassen Sie sich durch nichts, auch und vor allem nicht durch Ihre eigenen Ängste, davon abbringen. Vergessen Sie dabei, dass Sie berühmt und reich werden wollen, am Anfang des Schreibens steht das Schreiben selbst. Und das will gehätschelt werden. Es will: dass Sie schreiben. Und zwar regelmäßig. Am besten täglich. Wissen Sie noch? Sie wollten einen regelmäßigen Schreibtermin mit sich selbst ausmachen und sich daran halten. Wie sieht es aus? Tun Sie es? Schreiben Sie? Haben Sie einen ordentlichen Arbeitsplatz, ein schönes Café, eine Bank am Fluss, wo Sie schreiben? Sie brauchen nicht nur Termine, Sie benötigen ebenso einen Ort. Oder mehrere. Aber das Wichtigste ist: Nehmen Sie sich ernst, schreiben Sie.

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So finden Sie Ihr Thema

Wenn Ihnen nichts einfällt, schauen Sie sich um: Was sehen Sie, was hören Sie, was riechen Sie, was schmecken Sie, was fühlen Sie? Den Wind in Ihren Haaren, den schalen Kaffee auf Ihrer Zunge? Hören Sie die Kinder, die auf der Wiese spielen und die schrillen Stimmen der Mütter, die sie rufen? Hören Sie den Klang des Windes, der in den Bäumen rauscht? Sehen Sie die Wurzeln, die der Fluss angeschwemmt hat? Wo immer Sie sitzen: Sperren Sie Augen, Nase, Mund und Ohren auf und: Schreiben Sie das alles auf.

 

Und irgendwann werden Sie merken, dass Sie ein Thema haben. Denn dazu kommen Sie immer wieder zurück. Ist es die Beziehung zwischen Mann und Frau? Ist es das Verhältnis zu Ihrem eigenen Geschlecht, das Sie umtreibt? Ist es der Druck auf der Arbeit, die Tatsache, dass Sie sich immer weniger wohl fühlen in Ihrem Leben? Dass die Pflichten zuviel, die Freuden zu wenig erscheinen? Ist es die Vergänglichkeit einer Liebe, die Ihnen zu schaffen macht? Das kann ein Thema werden. Vielleicht Ihr Thema, vielleicht das Thema eines Ihrer Protagonisten.

Wir kommen darauf zurück.

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Hanne Landbeck

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