Von Krisen und Konstellationen: Aspekte des Erzählens
Am Beispiel der ARD-Themenwoche „Stadt.Land.Wandel“
Wo es Konflikte gibt, da kochen die Gemüter. Nur eine/r freut sich: die/der AutorIn. Denn in Krisen, Auseinandersetzungen und Streit stecken die besten Geschichten. Was wir im wirklichen Leben vermeiden, ist für das Erzählen konstitutiv. Davon können wir, wenn wir Romane und Geschichten schreiben, profitieren. Der Gegensatz von Meinungen, Menschen und Mentalitäten bringt Entwicklung ins Spiel.
Ein Beispiel: Die ARD beschäftigte sich im November 2021 mit dem Thema: „Stadt.Land.Wandel – wo ist die Zukunft zu Hause?“.
Dafür bietet sie viele Genres: Talkshows mit Aufgebrachten, Abgeklärten, AnachronistInnen und PolitikerInnen (siehe Hart aber fair vom Montag, 8. November). Jede Menge Dokumentationen, Porträts und Fernsehfilme. Diese bereiten das Thema nach den Kriterien für Erzählungen auf. Gut für uns, denn davon können wir lernen.
Die PlanerInnen der Reihe wissen, dass Gegensätze (von Meinungen, Lebensformen und der entsprechenden ProtagonistInnen) schön explosiv sein können. Sie wissen auch, dass Ideen, Wünsche, Hoffnungen und Nöte am Anfang von Geschichten stehen. Und begeben sich in einigen der Dokus auf Zukunftssuche. Also bewegen sich die Geschichten auf ein Ziel hin.
Manchmal kann das Ende durchaus happy sein: So findet in “Das Haus auf dem Dach” der Bewohner einer „Raumlandschaft“ auf den Dächern von Paris, dass es schön sei, „unter Himmel” zu leben (Minute 34). Selbst wenn die Dichotomie von Stadt und Land für viele Menschen in Deutschland gar nicht stimmt, weil sie am Rande von oder in (Klein)Städten leben, eröffnet diese Themenreihe doch viele Horizonte. Zum Beispiel den der vertikalen Stadtplanung.
Alle Beiträge machen deutlich, dass das Leben insgesamt im Wandel ist: das in der Stadt, das auf dem Land, das dazwischen. Da, wo Wandel ist, ergeben sich Erzählstränge, die von eben dieser Veränderung berichten. Auch das ist für uns als AutorInnen ein wertvoller Hinweis.
Wir können z.B. in der Dokumentation „Wir alle das Dorf“ Menschen erleben, die aufs Dorf zogen, um eine Idee zu realisieren (das ist der Ausgangspunkt vieler Geschichten: die Idee/ der Wunsch): gemeinsam leben (Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichem sozialem Status).
Am Anfang steht die Idee
Teilweise misslingt das Experiment, weil Menschen aus anderen Kulturen wieder wegzogen. Und auch deshalb ist diese Dokumentation nicht nur sehens-, sondern aus erzählerischen Gesichtspunkten bemerkenswert. Am Anfang steht die Idee, dann folgt die Handlung, diese ist durchsetzt mit Überraschungen, Wendepunkten, Enttäuschungen und Freuden. So, wie eben Geschichten sind.
Wir können hier von der ARD lernen. Die Themen liegen auf der Straße, wir müssen sie nur individuell als unsere eigenen Geschichten erzählen. Wie das geht, können Sie bei uns lernen. Zum Beispiel im Online-Kurs “Literarisches Schreiben“.
Foto: Photo by Markus Winkler / Unsplash