Good bye, Leonard
Gestorben ist er nun, Leonard Cohen, der Mann mit dem Anzug, der Sänger mit den wenigen Akkorden und der tiefen Stimme. Der Mann, der in seinem Song “Anthem” den Riss in der Wand lobte, durch den das Licht falle. Und der Mensch, der die Melancholie einer Generation ausdrückte, ja inkarnierte. Aber immer machte er sich auch über sich selbst lustig.
Selbstironie war ein Markenzeichen
Selbstironie war ein Markenzeichen – und Ehrlichkeit. Er stand zu seinen Schwächen, die letztendlich seine Stärken waren. Seine Angst vor Auftritten brachte das Publikum dazu, ihn wieder auf die Bühne zu “singen”. Zitternd stand er hinter dem Vorhang – gab sich schließlich einen Ruck und machte weiter. Bis vor kurzem hat er gearbeitet, im September sein letztes Album mit dem bezeichnenden Titel “You want it darker” herausgebracht. Dass er vor ungefähr zehn Jahren sein Comeback auf den internationalen Bühnen einleitete, entstand nicht unbedingt aus eigenem Entschluss – er war von einer Managerin um sein Vermögen gebracht worden und musste, wohl oder übel, wieder singen. Das Publikum dankte es ihm.
Sein Leben lang war er vom “Blues” verfolgt:
Auch er ist ein Held im literarischen Sinne, aber ein komplett anderer als Donald Trump: er hatte Ängste, stand zu ihnen, und er überwand sie. Er verschwand, wollte sich aus dem Staub machen, zum Beispiel auf die griechische Insel Hydra, um wieder aufzutauchen nach der Erkenntnis, dass er der Zivilisation doch nicht entkommen werde. Sein “Bird on the wire” ist entstanden, als er von seinem Haus auf Hydra auf die Stromleitungen schaute, die gerade in der Umgebung angebracht wurden. Schon wollte er resignieren, weil man sein Idyll störte. Aber dann setzten sich Vögel auf die Leitungen – und Cohen hatte eine Idee für einen Song.
In der Arte-Mediathek gibt es das intensive Cohen-Porträt von Tony Palmer aus dem Jahr 1972.
Und wir verabschieden uns von dem “Helden”, der zugleich Anti-Held war, mit einer Verneigung und dem Wunsch: Dance me to the end of love.
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