Während andere Menschen aus anderen Ländern das Meer in sich („Mar adentro“) haben, schleppen wir Deutschen das Dorf in uns herum. Wir ziehen ins Kleine, andere ins Große. Wir Deutschen lieben die Sicherheit mehr als alles andere. Im Kleinen scheint sie uns gegeben oder zumindest ein erreichbares Ziel. Das war auch schon zu Biedermeier-Zeiten so.
Sicher gibt es gute Gründe für diesen Rückzug in anheimelnde Gefilde. Die Mieten in der Stadt steigen, das Klima spielt verrückt, Flüchtlinge und Kriege kommen (uns) immer näher – und das bald auch noch ohne Angela Merkel! Umwälzungen aller Gesellschaften sind dringend geboten, doch niemand weiß, wie die Zukunft aussehen wird. Wir sind verunsichert. Also gehen wir (mental) erst einmal dorthin, wo wir herkommen – und ziehen aufs (meist norddeutsche) Dorf. Zumindest im Roman.
Der Krimi ist ein Gefäß, wir werfen alles rein, was uns gefällt. Und auch das, was uns nicht gefällt. Die Bücher (und Filme) wimmeln nur so von Ängsten und Hoffnungen, Intrigen, Entführungen, Verschwörungen, Mord, Totschlag, Hass. Auf der anderen Seite schimmern die Liebe, das Kulinarische, die Regionen mit ihren Landschaften und Mentalitäten und vor allem: die Gerechtigkeit.
Übrigens: In unserem Kurs Krimi schreiben können Sie sich als Krimi-Autor*in erproben.
Das Genre nimmt und: stirbt nicht
Das Genre nimmt und: stirbt nicht. Totgesagt war es schon von Anfang an, als es „nur“ als Buch daherkam. Nicht ernst zu nehmen von der Kritik. Bis auf ein paar Ausnahmen natürlich: Dashiell Hammett, Edgar Allan Poe, Arthur Conan Doyle (das ist der mit Sherlock Holmes), Agatha Christie, Patricia Highsmith …
Warum nur?, fragen sich verzweifelt die echten LiteratInnen, die echten LiteraturwissenschaftlerInnen, warum nur ist dieses Genre so ungemein beliebt?
Literatur schreiben oder Fiction Writing – die Kunst des Schreibens
Fiction Writing bedeutet, Literatur zu schreiben. Vielleicht eine Kurzgeschichte oder einen Roman. Sie ERFINDEN eine Geschichte, die nicht wahr ist, aber wahr sein könnte. Literarisches Schreiben ist also kein Journalismus, sondern Ausbeutung des Lebens, der Wirklichkeit. In diese hinein erfinden wir Geschichten, die in ihr passiert sein oder noch passieren könnten. Oder in einer vollständig erfundenen Wirklichkeit, wenn Sie Science-Fiction schreiben.
Schreiben ist dynamisch und abwechslungsreich. Es kann uns in den Flow bringen und uns die Welt um uns herum vergessen lassen. Wir erweitern unseren Horizont, schärfen unsere Sinne und machen uns bereit, die Möglichkeiten einer Geschichte zu erkennen und zu verfolgen. Wir begeben uns also in eine Situation der Offenheit. Dabei können einige wenige Worte genügen, und schon knistert und prickelt es in der Luft. Es wird leidenschaftlich und poetisch oder spannend und geheimnisvoll.
Keine wahren oder unwahren Geschichten
Es gibt keine wahren oder unwahren Geschichten. Wichtig ist, was wir für möglich halten. Selbst die wunderlichsten Geschichten, wie z.B. die Lügengeschichten des Barons von Münchhausen, erscheinen während der Lektüre glaubwürdig. Weil sie in der Welt, die geschildert wird, einen glaubwürdigen Rahmen haben.
Durch das Schreibenschaffen wir eine eigene Welt. Vielleicht eine schönere, vielleicht eine, in der die Helden noch richtige Kämpfer sind und die größten Gefahren meistern. Vielleicht eine, die fantastisch ist wie das Wonderland von Alice, in der die Gesetze der wirklichen Welt nicht gelten. Oder in der man von Planet zu Planet spaziert wie Der Kleine Prinz von Antoine de St. Exupéry.
Ursula Sinemus starb im Mai 2019, zwei Jahre später erschien ihr posthumes Werk “Kaleidoskop des Schweigens” – durch Ko-Autorschaft von Hanne Landbeck. Bisher hatte sie zwei Romane veröffentlicht: Späte Lieben (2008) und Das Leben gehört den Lebenden (2012). Sie ist ein Beispiel dafür, dass man auch nach der Berufstätigkeit als Schriftstellerin erfolgreich sein kann.
Ursula Sinemus
Kaleidoskop des Schweigens ist ein Familienroman über mehrere Generationen, Frauengenerationen: Lina kommt für ein Studienjahr aus den USA nach Deutschland, wo sie zum ersten Mal ihrer Oma Lotte begegnet. Die beiden Frauen beginnen, die Familiengeschichte zu schreiben. Lotte hat viel verschwiegen in ihrem Leben, eine Forke spielt eine Rolle, ein Schweinestall und eine quiekende männliche Sau. Auch ihre Tochter Eva schweigt: über ihre Rolle im Terrorismus und in der Familie. Und Linas Mutter hat sich in die USA abgesetzt. Wird es Lina gelingen, das Knäuel zu entwirren? Wird sie die Frauen zusammenbringen? Schließlich geht es mit Riesenschritten auf Lottes 90.Geburtstag zu … Ein Roman über vier Frauen, vier Generationen und ein Jahrhundert.
Sie fragen sich, warum Sie Kreatives Schreiben lernen sollen?
Hegen Sie schon lange den Wunsch, etwas zu schreiben? Vielleicht wollen Sie sogar Schriftsteller werden? Schon oft haben Sie angefangen, aber selten etwas zustande gebracht, das Ihnen wirklich gefallen hat? Sitzen Sie manchmal vor dem leeren Blatt und empfinden es zugleich als Freund und als Feind? Als Freund, der Möglichkeiten eröffnet – und als Feind, der Sie höhnisch anstarrt und sagt: Das wirst du doch nie schaffen?
Dann ist der Kurs “Kreatives Schreiben” in seiner Online- oder in seiner Präsenzversion für Sie richtig.
Wie entstehen Romane? Das fragen sich viele angehende Schriftsteller. Wie kann ich endlich mein Buch schreiben? So lautet die eigentliche Frage.
Es ranken sich viele Mythen darum, wie ein Roman entsteht. Woher nimmt man die Idee, wie erkennt man, dass sie etwas taugt … Macht man sich zuerst einen Plan oder schreibt man einfach drauf los?
Viele Fragen kreisen um den kreativen Schaffensprozess – weshalb Autor*innen auch immer wieder danach gefragt werden, wie ihre Romane entstehen. Daniel Kehlmann hat in “Ruhm” diese scheinbar naiven Fragen ziemlich auf die Schippe genommen. “Woher nehmen Sie Ihre Ideen?” wird sein reisender Schriftsteller x Mal am Tag gefragt. Und x Mal am Tag antwortet er: “In der Badewanne”. Diese ironische Volte führt zurück zu dem berühmten Heureka-Moment von Archimedes, der in einer öffentlichen Badeanstalt sein nach ihm benanntes Prinzip fand – und deshalb “Heureka” (ich habe es gefunden) schreiend durch Syrakus gelaufen ist. Nackt, so will es die Legende. Archimedes schrieb keine Romane, aber auch er überließ sich der Intuition und der Muße, die unbedingt zum kreativen Prozess gehören.