Skip to main content
Climatehelper.de
Nobelpreis

Gedanken zum Nobelpreis für Literatur: Albert Camus lebt …

Albert Camus und das Schreiben

Albert Camus lebt! .. in unserem Bewusstsein.Und wir erinnern schnell mal an ihn, bevor der aktuelle Nobelpreis für Literatur vergeben wird.

Schon allein, weil Albert Camus aussah wie der Humphrey Bogart unter den Schriftstellern. Und weil er Dinge sagte, die wir teilen können, z.B.: „Antwort auf die Frage nach meinen zehn bevorzugten Wörtern: Die Welt, der Schmerz, die Erde, die Mutter, die Menschen, die Wüste, die Ehre, das Elend, der Sommer, das Meer.“ (Tagebücher 1951-1958). Übrigens gewann er den Literaturnobelpreis im Jahr 1957. Zeit, mal wieder was von ihm zu lesen. Z.B. “Der Fremde” “Aujourd’hui, maman est morte. Ou peut-être hier, je ne sais pas.” (“Heute ist Mama gestorben. Vielleicht auch gestern, ich weiß es nicht.”) So lauten die beiden denkwürdigen Anfangssätze dieser befremdenden Novelle.

Nobelpreis für Literatur

Wer auch immer den Nobelpreis für Literatur erhält, er oder sie wird den meisten wahrscheinlich unbekannt sein. Sollte es sich vollkommen unwahrscheinlicher Weise um Michel Houllebecq handeln, könnten wir die beiden Schriftstellerpersönlichkeiten aus Frankreich einmal rein optisch miteinander vergleichen und uns fragen, was diese Verlodderung des Aussehens, diese Anti-Ästhetiks Houellbecqs ausgelöst hat. Was ist in diesen 60 Jahren passiert?

Die Zigarette als einzige Gemeinsamkeit

Das Rauchen ist geblieben, möchte man als einzige Gemeinsamkeit zugestehen, aber  sonst? Houellebecq ist doch, geben wir es zu, ein Jammerlappen, der die Situation seiner seelisch armen Protagonisten den 68er Müttern und deren Fehlern zuschreibt, der die Menschlichkeit eines Camus’ zwar einklagt, aber einen Furz drauf gibt, zumindest dem Anschein nach. Der sich seherische Qualitäten zuschreibt (siehe seine Dankesrede für den Frank-Schirrmacher-Preis) und mit “Unterwerfung” den aktuellen Zustand Frankreichs nur ein wenig übertrieben hat, der in seiner schon genannten Rede den Untergang Europas prognostiziert – und so wie es aussieht, ist da ja auch was dran. Ich mag ihn trotzdem nicht.

Liebe in Zeiten der TV-Literaturkritik

Was ist passiert mit der Grande Nation, die einen Sartre, eine Beauvoir und ja, einen Albert Camus hatte? Nun haben “wir” Houellebecq und nicht nur er qualmt, sondern das tut es an allen Ecken und Enden. Das sagt ja auch Houellebecq, soviel gestehe ich ihm zu. Sagen wir mal so, die Nachkriegs- oder Kriegsgeneration hatte noch Hoffnung und einen Glauben an die Menschlichkeit. Wir haben: Zynismus, den “Untergang Europas”  und – ganz anderes Thema – einen Herrn Kracht, der einen guten Fernsehverkäufer gefunden hat (siehe Denis Scheck und Christian Kracht in dem Verkaufsgespräch, das sich Literaturkritik nennt).

Wider den Zynismus

Jedenfalls scheinen mir Hoffnungslosigkeit, Zynismus und Verlodderung auch keine richtigen Antworten auf das aktuelle Dasein zu sein. Haben Sie gehört, Herr Houellebecq?
Ich plädiere für  Menschlichkeit, beim Schreiben und im Leben, ganz im Sinne eines unserer wirkmächtigsten literarischen Zeugnisse, der Bibel, ich zitiere aus dem bekannten Paulusbrief: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die Größte unter ihnen. Das wird länger bleiben als irgendwelche Untergangsszenarien. Und es sollte sowohl für die Literatur, als auch für das Leben, dieses chaotische Ding, dem wir ausgeliefert sind und das die meisten von uns lieben, gelten. Nieder mit dem Zynismus, her mit der Menschlichkeit. Das wäre doch mal ein Erbe der Literatur, das es zu verteidigen gilt. Amen.
Und jetzt muss ich packen, schließlich werde ich am Wochenende im Präsenzkurs Kreatives Schreiben diese drei Dinge wieder anwenden: Glaube, Liebe und Hoffnung.

Übrigens haben wir einen Kurs konzipiert, der von einer viel später mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Schriftstellerin inspiriert ist: Das Autobiographische Experiment. Es richtet sich nach dem Methoden, die Annie Ernaux anwendet. Das kannst auch DU!


Hanne Landbeck

Bei uns lernen Sie schreiben. Ob in Online- oder Präsenzkursen, schreibwerk berlin bietet Ihnen die Begleitung für Ihr Schreibprojekt, die Sie benötigen.

Kommentare (6)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert