Ein Beitrag zur #Me too-Debatte im Literaturbetrieb
ein fortlaufend aktualisierter Artikel zu einem wichtigen Thema
Frauen im Literaturbetrieb? Inzwischen schreiben wir das Jahr 2020, gerade hat eine Frau den Literaturnobelpreis erhalten, nämlich Louise Glück aus den USA. Und eine weitere Frau, Annette Weber, hat den Deutschen Buchpreis bekommen: Alles paletti also was die Frauen angeht? Ich frage mich – ganz heimlich: Gibt es einen besonderen Grund, weshalb beide in Versen schreiben? Weil Verse weniger gelesen werden? So wenig wie die Literatur von Frauen? Das stimmt ja nicht, höre ich Sie rufen: Agatha Christie, Joanne K. Rowling, Margaret Mitchell, Marilyn French – tatsächlich stehen ein paar Frauennamen auf der Liste der meistverkauften Romane.
Zirka siebzig Prozent der Teilnehmer*innen an Schreibkursen sind Frauen, mindestens. Lassen Sie mich mal grob (werden) schätzen: Siebzig Prozent der besprochenen Literatur in den einschlägigen Feuilletons ist von Männern geschrieben (wahrscheinlich mehr). Die können es also einfach? Nun, sie denken, sie können es – und die Lektor*innen in den Verlagen denken auch, die Männer können es einfach.
Bei Frauen lassen wir Vorsicht walten
Bei Frauen lassen auch wir Frauen Vorsicht walten, bevor wir eine aus Versehen zu sehr loben. Eine Ausnahme bilden auswärtige Frauen, unbekannte noch dazu, wie z.B. Elena Ferrante. Die wird unisono gelobt (zu Recht, versteht sich). Oder tote Frauen sind auch klasse, wie z.B. – na welche denn? Mir fällt noch nicht mal eine Verblichene ein. Georges Sand, die sich als Mann verkleidete? Sri Hustvedt, die nicht verblichen, dafür aber mit einem weltberühmten Autor verheiratet ist und aussieht wie ein Model, selbst noch mit 60 plus? Also: vermarktbare Frauen. Der Perlentaucher besprach am 1. März 2017 sieben Bücher, davon sechs von Männern geschrieben. Ich denke mal, dass das die Norm ist. Man müsste eine Untersuchung darüber, wissenschaftlich, versteht sich, durchführen. Und käme ganz sicher zum niederschmetternden Ergebnis.
Unbezahlte Arbeit zählt nicht zum BIP
Weil auch WIR FRAUEN DENKEN: Die Männer können alles besser. Sie wissen mehr, sie sind souveräner, sie arbeiten härter — dass das Humbug ist, ist uns zwar klar, aber tief unten in unserem Bewusstsein (oder ist das ein anderes Organ?) da sieht es anders aus.
Denken wir mal alle ein bisschen darüber nach, wie wir uns Frauen gegenüber verhalten, wie viel weniger Respekt wir ihnen entgegen bringen (auch wenn wir selbst Frauen sind) – auch gegenüber den Frauen im Literaturbetrieb – und die doch so extrem viel wuppen. Und immer noch – und das untersucht die Feministische Ökonomik, mit der ich zufällig Kontakt habe, wird in keiner Wirtschaftstheorie die unbezahlte – und meist weibliche – Arbeit mitgezählt. Das hat Gründe, die Genderfrauen sagen das so: die Machonomic – also die von Männern aufgestellten Wirtschaftstheorien – sehen nur Männer in ihren wirtschaftlichen und ökonomischen Kontexten. Und das verhält sich nicht nur bei Wirtschaftstheorien so – das brauchen Sie mir nicht zu glauben, Sie wissen das ja eh.
Bisschen Polemik muss sein, und ich denke, es wird noch Generationen dauern, bis in dieser Frage mal eine Gleichberechtigung herrscht, bis wir selbst mal denken, auch Frauen können was können. Denken Sie mal drüber nach. Ich tue das auch und wünsche Ihnen einen angenehmen Monat März.
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