Sehr erfolgreich verlief die Probephase des innovativen Kurses “Das auto-biographische Experiment” von schreibwerk berlin.
Die Bilanz der Kursleiterin
In der Tat hatte ich eigentlich wenig Erwartungen – a) wusste ich nicht, ob sich überhaupt jemand dafür interessieren würde und b) war ich dann lediglich gespannt, ob es funktionieren kann, andere Menschen zur Distanzierung von sich selbst zu animieren.
Erwartungen weit übertroffen
Das Ergebnis hat meine (wie behauptet: nicht vorhandenen) Erwartungen weit übertroffen. Ich hatte an ganz anderer “Front” zu kämpfen als die TeilnehmerInnen, aber natürlich hat auch mir es Spaß gemacht, die Aufgaben durchzuspielen. Und ich habe für mich selbst daraus viel Befriedigung und überraschenderweise auch Befreiung (u.a. von Schuld) erfahren. Also für mich persönlich ist diese Methode, sollte ich überhaupt jemals meine Biographie schreiben – oder Teile davon, richtig. Das muss nicht für jede gelten, und galt auch nicht für jede, die hier mitarbeiten wollte oder mitgearbeitet hat. Dass ein Kurs nicht immer alle Leute, die daran teilnehmen, abholt und mitzieht, ist normal. Manche hatten ihr Zeitbudget überschätzt, andere ihren Mut, zu sich selbst und das vor anderen zu stehen, für wieder andere war die Methode einfach nicht die richtige.
Beeindruckt
Insofern bin ich sehr beeindruckt von denjenigen, die aktiv mitgearbeitet und ihre Scheu überwunden haben (besonders zu beobachten war das bei B., die länger Anlauf brauchte, aber auch das ist okay, wenn es dann zu solchen Texten führt) – und sicher braucht ein solcher Kurs auch “Zugpferde” wie A. und zeitweise G., die auch eine emotionale Ebene mit reingebracht hat, die zwar für uns alle fordernd war, aber auch wiederum sehr fruchtbar … So konnten dann alle offener werden, auch über Intimes schreiben, ohne dass das einen “Hautgout” (also einen Hang ins Vulgäre) erhielt, sondern ebenso nüchtern betrachtet und als wichtig erachtet werden konnte wie die anderen Themen, das Verhältnis zu Mutter und Vater etwa oder die Selbstfindung.
Das Resultat bei allen TeilnehmerInnen hat meine Erwartungen weit übertroffen, was die Qualität und die Authentizität (welch schreckliches Wort) der Texte anbetrifft. Also: ich bin sozusagen voll umfänglich zufrieden. Mit allen. Und dankbar: auch allen.
Offenheit und Vertrauen
Denn ich weiß, welche Überwindung es kostet, erst mal loszulegen oder über die daraus entstehenden Gefühle zu reden. Nur durch Offenheit und Vertrauen kann ein solches Experiment gelingen. Das ist es meiner Meinung nach: gelungen. Im Prinzip haben sowohl die Struktur als auch die Methode funktioniert. Beides hat sehr interessante Texte hervorgebracht und war für alle TeilnehmerInnen und ihre autobiographischen Projekte fruchtbar und gewinnbringend.