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Was ist ein erfülltes Leben?

Was ist ein erfülltes Leben?

Essay von Muriel Fendorff

Muriel Fendorff lebt im Land zwischen den Meeren. Bislang hat sie sich der Fiktion gewidmet, entdeckt aber gerade, wie gut sich die Gedanken beim Schreiben von Essays entwickeln. Der Text ist im Online-Kurs Essay schreiben “Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen” entstanden.

Gleich zu Beginn muss ich einen Offenbarungseid leisten.
Eine kurze Abhandlung zu der Frage: “Was ist ein erfülltes Leben?” dachte ich, kann doch nicht so schwer sein. Ein bisschen so, ein bisschen anders, und am Ende jeder, wie er meint. Bei philosophischen Fragen wie dieser gibt es doch kein Richtig und kein Falsch.
Aber so einfach ist es nicht, muss ich feststellen. Jede Frage scheint sich in mindestens zwei aufzuspalten, und jede Antwort wirft neue Fragen auf. Die Gedanken umschlingen und verknäulen sich. Ich komme ins Schwimmen. Gehe unter, die Wogen schlagen über mir zusammen, ich versuche, mich an die Oberfläche zurückzukämpfen.
Dort beginnt alles wieder von vorn.
Ich muss wohl einräumen, dass ich es nicht schaffe, auf die Frage nach einem erfüllten Leben eine Antwort zu geben.
“Nimm dir nichts vor, dann schlägt dir nichts fehl”, lautete der Spruch einer längst verstorbenen Großtante.
“Wer zu den Gründen geht, geht zugrunde“, pflegte meine Großmutter zu sagen. Ein Satz, den ich übrigens nicht unterschreibe.
Aber vielleicht sollte ich mit ihr anfangen, meiner Großmutter, denn es war ihr Ableben, das mich zum ersten Mal mit dem Thema konfrontierte. Wenn ich es schon nicht bewältige, will ich wenigstens das mit dem Leser teilen, was ich habe.

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Stimmen, Stimmen, Stimmen – Eine Kurzgeschichte von Silvio de Zanet

Stimmen, Stimmen, Stimmen – eine Kurzgeschichte von Silvio de Zanet

Für gewöhnlich gestaltet Silvio De Zanet in Zürich Gebrauchsgrafik. Wie ihm die Schreiblust zustossen konnte, hat sich ihm noch nicht ganz erschlossen. Es muss mit dem Online-Kurs Literarisches Schreiben zu tun haben, an den er sich anfangs Jahr bedenkenlos und ein bisschen fahrlässig anmeldete, und der aus ihm Geschichten zutage förderte, über die er jetzt noch rätselt. Er war ja bloss auf der Suche nach einem harmlosen Zeitvertreib gewesen.
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Stimmen, Stimmen, Stimmen 

ist eine Kurzgeschichte, die eben das: Stimmen – im Kopf oder tatsächliche? – inszeniert. Silvio de Zanet versteht es, mit dem Leser/der Leserin zu spielen, auch (vielleicht nicht nur augenzwinkernd) mit dessen/deren Ambitionen auf die Berühmtheit durch das Schreiben. Es ist eine Achterbahnfahrt der Vorstellungskraft, auf die uns der Zürcher Autor hier einlädt, aber er passt schon auch auf, dass uns nur leise schwindlig wird. Das Spiel mit Perspektiven, mit der Wahrheit und der Wirklichkeit, das Zerren und Verzerrte des Erlebens: all das serviert er uns hier vergnüglich – mit einem Hauch von Krimi, einem Hauch von roman noir – und mit ganz viel feiner Ironie. Überzeugen Sie sich selbst. Und seien Sie nicht überrascht: im Schweizerdeutsch gibt es keine “ß”. Viel Vergnügen bei der Lektüre (HL).

Leseprobe (die komplette Kurzgeschichte finden Sie hier)

Während mich der Lift in gefühlter Lichtgeschwindigkeit in den achten Stock hinaufschoss, war die Welt wie ich sie kannte, noch in Ordnung. Das Verlagshaus Dark & Stormy belegte die zwei obersten Stockwerke eines repräsentativen Gebäudes, hoch über einem lärmigen, stark frequentierten Platz. Theron Chronstein, der Verlagsleiter und zugleich Besitzer, hatte den Platz einmal mit einer Schweizer Uhr verglichen, auf dem alles, was sich darüber bewegte, sei es ein Lastwagen oder eine Frau mit Kinderwagen, nur ein Rädchen in einem Getriebe sei, das zu einem grösseren Ganzen gehörte, zu einem uralten, ausgeklügelten Plan. Dass er das so sah, wunderte mich nicht. Seinem durchdringenden Blick entging nichts, kein Buchstabe konnte im Verlag geändert, keine Seite umgeblättert werden, ohne dass er davon Kenntnis gehabt hätte.

Für mich war der Platz einfach ein chaotisches, ja gefährliches Gewusel an Verkehrsteilnehmern, bei dem der einzige Plan, den es allenfalls geben konnte, darin bestand, ihn heil zu überqueren. Wie immer empfing mich Frau Stockhausen, hinter ihrem riesigen, stets aufgeräumten Arbeitstisch und wie immer schäkerte ich mit ihr, was das Zeug hielt. Vom herrlichen Apriltag inspiriert, verglich ich sie heute mit einer zarten Frühlingsblüte. Die zierliche Frau, die wie Theron Chronstein weit über achtzig sein musste, kicherte und entgegnete, dass der Weg in die Hölle mit Heuchelei gepflastert sei.

»Wie ist die Laune von Exzellenz?«, fragte ich lächelnd.

»Ach, Herr Kaiser«, antwortete sie und machte dabei ein betroffenes Gesicht.

Ich warf ihr einen besorgten Blick zu.

»Theron ist heute zuhause geblieben, es ging ihm nicht besonders«, seufzte sie. »Diese Wetterkapriolen machen ihm zu schaffen. Gestern nass und kalt, heute Hitze und für morgen hat Meteo Schweiz den Orkan Olaf angekündigt.«

»Ein Orkan? Hier in Zürich?« Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

»Werden Sie mal so alt wie wir, dann wird Ihnen das Lachen schon vergehen«, tadelte sie mich scherzhaft.

»Dass Theron alt ist, wissen wir beide«, flüsterte ich verschwörerisch. »Aber Sie … Frau Stockhausen.« Ich mimte Empörung.

»Die Hölle rückt näher, Herr Kaiser«, quietschte sie kokett. Sie holte ein Dossier aus einer Schublade und schob es mir über den Tisch. »Aber Sie sind nicht vergebens gekommen, Theron hatte die Zahlen bereits zusammengestellt. Sie können sich die Unterlagen gerne in Ruhe ansehen, ich lasse Ihnen einen Kaffee bringen. Oder möchten Sie lieber Wasser?«

Ich setzte mich auf das halbrunde Empfangssofa gegenüber ihres Arbeitstisches. Mein letztes Buch, Harte Lügen, hatte der Verlag pünktlich zum Weihnachtsverkauf herausgebracht und nun war ich gespannt, wie die Verkäufe im ersten Quartal gelaufen waren. Ich ging das Dokument durch, und dann noch einmal. Ich war irritiert. Das können unmöglich die richtigen Unterlagen sein, dachte ich, nachdem ich die Verkaufszahlen durchgegangen war, die der Verlag wie üblich nach Ländern gegliedert hatte: bei den meisten Ländern stand in der Spalte Umsatz eine Null. Da war ich anderes gewohnt. Abgesehen vom Buch, das ich vor Harte Lügen verfasst hatte und das sich schlecht verkaufte, konnte ich auf satte Verkaufszahlen zurückblicken.

Ich blickte auf. Frau Stockhausens schwarze Äuglein waren hinter ihrer goldumrandeten Brille auf mich geheftet. »Sie haben sich sicher gefragt, wieso bei den meisten Ländern kein Umsatz verzeichnet ist«, sagte sie. »Das sind all die Länder, die Ihr neues Buch nicht verlegen werden«, erklärte sie mir.

»Was heisst, nicht verlegen werden?«, wollte ich wissen.

»Nehmen wir als Beispiel den japanischen Verlag, der für Harte Lügen keine Lizenz beantragte. Der Grund dafür lag vielleicht an Ihrem vorherigen Buch, das sich, wie Sie ja wissen, schlecht verkauft hat. Kann sein, dass sie nun der Auffassung sind, dass Ihr Name in Japan nicht mehr zieht. Herrn Kobayashi aus Tokio, Sie mögen sich vielleicht von Ihrer letzten Lesereise an ihn erinnern, schien es äusserst peinlich zu sein, uns eine Absage zu erteilen, er lud uns sogar in eines der teuersten Lokale ein, aber letztendlich …«

»Ja gut, Japan«, entgegnete ich, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte. Dabei besass ich in Japan doch die glühendsten Fans. »Und wieso haben Sie in diesen Ländern nicht mit anderen Verlagen verhandelt? Es gibt welche, die sich um mich reissen würden«, brach es aus mir heraus.

»Lesen Sie auch mal Kritiken, Herr Kaiser?« Ein leicht spöttisches Lächeln war auf Ihrem Gesicht erschienen, ein Ausdruck, den ich bei ihr bislang nicht kannte. Bis dahin hatte sie sich mir gegenüber, der ich als Goldesel des Verlags galt, stets äusserst zuvorkommend gezeigt.

Ich wischte ihre Frage mit einer Handbewegung beiseite. Dass Literaturkritiker meine Kriminalromane als Schund abtaten, war ja nun wirklich kein Geheimnis. Viel Feind viel Ehr, redete ich mir stets ein. Allerdings hatte ich kürzlich eine Buchhandlung besucht und eine Buchhändlerin beobachtet, die gerade dabei war, einen Stoss Harte Lügen von einem Büchertisch auf ein Transportwägelchen umzustapeln und sich dabei bei einer Kollegin mit lauter Stimme erkundigte, ob der Kram ins Altpapier sollte oder an den Verlag zurückgehe.

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ADS – Ausnahme.Danke.Situation – von Nadine Obermüller

ADS – AUSNAHME-DANKE-SITUATION

VON NADINE OBERMÜLLER

Nadine Obermüller lebt in Berlin und schreibt dort humoristische Prosa und den ein oder anderen Witz auf den Twitter-Alternativen Bluesky und Threads. Kernthemen in ihren Texten sind Neurodiversität, Introvertiertheit, Social Media und Hasen.

Der Text ist im Online-Kurs Literarisches Schreiben entstanden

FEBRUAR 2020     KARTON

Der Karton, in dem sie sich versteckte, stand auf einer Europalette im hintersten Regal des Rewe-Lagers. Ein zweifacher Vibrationston ertönte. Hey, machst du heute etwa keine Mittagspause, mein altes Hausi? – statt Mausi nannten sich alle im Betrieb mittlerweile Hausi die WhatsApp-Nachricht der Kollegin aus der Frischwarenabteilung ließ Toni hochschrecken. Instinktiv drückte sie ihre Hände flach auf die Plastikfolie, mit der sie ihre angewinkelten Beine in der kühlen Schachtel bedeckte. Es durfte nicht zu viel rascheln, sonst war ihr Versteck verraten. Da die eineinhalb Meter hohe Box beinahe so hoch wie das Regalfach selbst war, hatte sie sich mit einem Cutter Zugang von der Seite verschafft und eine kleine Tür in den Karton geschnitten. Diese Klappe musste sorgfältig geschlossen werden, da sie sonst Tonis wie vakuumverpackt aussehende Jeans und die schwarzen Converse-Schuhe freilegte – und ebenfalls ihr Versteck verraten würde.

Toni tippte: Bitte lach nicht, Hausi, aber ich habe mich in einem Karton vor Ronny versteckt – 😂 wo genau? – Reihe 10. Ich bin ihm heute schon drei Mal begegnet, und beim Döner und Bäcker nebenan ist er auch ständig, ich kann nicht mehr 🙁  Bitte sag’s niemand …

Die Kollegin schwor auf ihr Grab, sie würde nichts verraten. Wobei: Wie viel war das wert? Konnte man überhaupt auf das eigene Grab schwören? Schwor man nicht immer auf das Grab von bereits Verstorbenen? Von Toten, die man liebte und deren Namen man daher auf keinen Fall posthum entehren wollte? Auf dem mittlerweile stumm geschalteten Smartphone leuchtete eine neue Nachricht auf und riss Toni aus den Gedanken: Denk dran, nur noch drei Tage, dann hast du’s geschafft. Halt durch 💔

Toni lehnte sich zurück, der Karton bot nicht viel Halt, aber ein wenig. Sie hob ihr T-Shirt an und legte ihre kühle Hand etwas oberhalb des linken Eierstocks ab. Sie atmete tief ein und aus und murmelte vor sich hin: „Das erste Mal vor dem Backofen bei den Backwaren um acht Uhr, das zweite Mal bei den SB-Kassen um neun Uhr dreißig und das dritte Mal um elf Uhr direkt vor den grausam gesunden Fruchtsäften.“ Bei der letzten Begegnung war Ronny sogar vor Scham über das „Frisch gewischt“-Schild direkt vor dem Sauerkrautsaft gestolpert. Sie mussten beide kurz lachen, aber dann fiel ihnen wieder ein, dass sie nicht mehr zusammen waren und dass sie daher vermutlich auch nicht mehr zusammen lachen sollten. Wenn Ronny bald in der neuen Filiale arbeitete, hatte sich die Lach-Frage ohnehin erledigt.

Plötzlich hörte Toni einen Hubwagen anrattern. Keinen Gabelstapler, für den man eine Schulung brauchte, sondern ein klapperndes, manuell zu bedienendes Modell, das von Hand durch die Regalreihen geschoben und gezogen werden musste. Toni erstarrte wie ein Kaninchen kurz vor der Entdeckung durch einen Fuchs. Ein beißendes, betont männliches Aftershave lag in der Luft, das zumindest nicht von Ronny stammen konnte. Ronny roch nach feinen Lavendelnoten, im Gegensatz zu diesem duftgewordenen Chemieunfall. Was tun? Rausspringen und gestehen? Oder stillhalten und hoffen? Der Hubwagen hörte auf zu klappern. Die Person fädelte ihn in die Europalette ein. Durch die Hubbewegungen hob sich Tonis Karton langsam nach oben, und die Palette wurde mit Gefühl aus dem Regal manövriert. Ein hoher Schrei folgte. „Oh Gott, da ist ne’ Leiche drin!“ Der sechzehnjährige Praktikant rannte schneller davon, als Toni reagieren konnte. Sie zögerte, sprang schließlich aus dem Karton und lief zügig zur Hintertür des Lagers. Für einen Moment hielt sie noch mal inne, als sie die Türklinke in der Hand hatte, verließ dann aber mit hochrotem Kopf das Firmengebäude in Richtung Bäcker.

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Schnee – Kurzgeschichte von Peter Müller

Schnee

Eine Kurzgeschichte von Peter Müller

Peter Müller ist in Ost-Berlin geboren, hat Spaß am Schreiben und Sport, hatte lange Zeit angenommen, unkaputtbar zu sein, bis ein Sportunfall die Lüge aufdeckte, und als allein Erziehender überrascht, von der Härte der Nuss und dass man immer nur einen Versuch hat.
Der Autor hat bei schreibwerk berlin Online-Kurse besucht und diese Geschichte im Schreiburlaub in Chania beendet.
(Fotos: Peter Müller)

Schnee ist eine Kurzgeschichte, die das Vater-Sohn-Verhältnis in einen schneereichen Konflikt kleidet. Sie spielt im kanadischen Winter

Eins

Draußen waren Minus 25 Grad Celsius. Harald ließ den Motor laufen, während Mike zum Diner rannte, um Kaffee zu besorgen. Hier ließen alle Leute ihre Autos laufen, selbst beim Tanken. Er war neugierig, was Mike dazu sagen würde.
Mike sagte nichts dazu, als er zurückkehrte. Hielt Harald den Becher hin, kuschelte die Schultern in das Polster der Rückenlehne und schlug die Tür zu.

„Kalt, was? Dein Parka ist ziemlich dünn.“

Mike schob die Mütze tiefer in die Stirn. Die langen, rotblonden Haare fielen ihm auf die Schultern.

„Kanadischer Winter.“

„Und wir mittendrin.“

Mike pustete in seinen Becher. Harald fuhr vom Parkplatz und aus Calgary hinaus. Die Straße war geräumt, gespritzt und glänzte. Am Straßenrand türmte sich ein bröckliges Gemisch aus Schnee und Eis zu einem Wall auf.

„Heute schlafen wir in Banff und morgen sind wir in Revelstoke. Wir haben ein Hotel direkt am Lift.“

Harald blickte hinüber. Mike sah aus dem Seitenfenster, Bart und Haare verdeckten sein Gesicht. Gib ihm Zeit, dachte Harald, wir müssen gemeinsam Zeit verbringen.
Er lächelte die Frontscheibe an, für den Fall, dass Mike zu ihm rüber schaute.

„Ich dachte, am ersten Tag erkunden wir das Gelände, probieren uns ein wenig aus. Und am nächsten Tag fahren wir querfeldein. Revelstoke ist bekannt für seine Unberührtheit, lichten Wälder und ungemachten Pisten. Letzte Woche hat es noch einmal geschneit und es soll wärmer werden.“

„Wann ist dein Geburtstag?“, fragte Mike und fummelte am Radio.

Harald schluckte, fuhr langsamer, sah auf Mikes Hände, lange Finger, die ohne Hast einen Sender suchten.

„Am Mittwoch. Also in vier Tagen.“

Harald erhöhte das Tempo, überholte einen Truck, der braunen Schneeschlamm an die Scheibe spritze.

„In Revelstoke selbst ist nicht so viel los. Aber vielleicht finden wir eine anständige Bar und wir trinken was zusammen?“

„Ah.“ Mike lehnte sich zurück, aus den Lautsprechern krachte Highway to Hell  in den Innenraum. „Gut.“

„Klar“, schrie Harald und dachte, dass es so schlecht nicht anfing.

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Worte als Schlüssel zur Freiheit

“Worte sind der Schlüssel zur Freiheit der Phantasie”: Die transformative Kraft des Schreibens und der Literatur entführt uns in eine Welt voller Kreativität und Imagination.

Die Magie des Geschichtenerzählens

Schreiben ist mehr als nur das Festhalten von Gedanken auf Papier. Es ist die Kunst, Welten zu erschaffen, Charaktere zum Leben zu erwecken und Gefühle in Worte zu fassen. Durch das Geschichtenerzählen können wir uns in die Welt anderer Menschen versetzen, ferne Orte besuchen und uns in faszinierenden Abenteuern verlieren.

Selbstausdruck und Reflexion – Worte als Schlüssel zur Freiheit

Schreiben ist auch ein Weg, sich selbst besser kennenzulernen und Gefühle zu verarbeiten. Die Freiheit, Gedanken und Emotionen aufzuschreiben, ermöglicht es uns, unsere innersten Empfindungen auszudrücken und eine tiefere Verbindung zu unserer eigenen Phantasie herzustellen. Im Online-Kurs Autobiografie – Ein Experiment befassen Sie sich mit Ihrer Biografie und schreiben über Ihr Leben. Wie Annie Ernaux, die Nobelpreisträgerin.

Gemeinschaft und Verbindung

Literatur und Geschichten haben die einzigartige Fähigkeit, Menschen zu verbinden. In Büchern und Geschichten finden wir oft Trost, Inspiration und Gemeinschaft. Die Freiheit, unsere Gedanken und Ideen zu teilen, schafft eine Brücke zwischen den Menschen und eröffnet den Dialog über die menschliche Erfahrung.

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Aline – von Luise Rind

Aline oder das Ende des Sommers

Augen von Luise Rind, die in Köln lebt. Der Text ist im Online-Kurs Literarisches Schreiben entstanden und ein Auszug aus einer längeren Geschichte

Augen
Wir saßen um den runden Gartentisch herum, niemand saß jemandem gegenüber. Zu dritt an einem runden Tisch gab es kein Gegenüber. Jeder starrte ins Leere. Meine Mutter drehte den Kopf zur Seite und blickte auf das benachbarte Backsteinhaus. Ich spürte, dass sie das Schweigen brechen, irgendetwas sagen wollte, dass sie mit den Augen absuchte, welcher Eindruck aus der Umgebung zu Worten geformt werden konnte, welches Geräusch, welche Erkenntnis einen Kommentar verdiente. Nichts war es wert. Nichts war die Anstrengung wert, zu sprechen und nichts von alledem, was gesagt werden konnte, ergab Sinn.

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Literatur und die Kunst des Schreibens

Literatur schreiben oder Fiction Writing – die Kunst des Schreibens

Fiction Writing bedeutet, Literatur zu schreiben. Vielleicht eine Kurzgeschichte oder einen Roman. Sie ERFINDEN eine Geschichte, die nicht wahr ist, aber wahr sein könnte. Literarisches Schreiben ist also kein Journalismus, sondern Ausbeutung des Lebens, der Wirklichkeit. In diese hinein erfinden wir Geschichten, die in ihr passiert sein oder noch passieren könnten. Oder in einer vollständig erfundenen Wirklichkeit, wenn Sie Science-Fiction schreiben.

Schreiben ist dynamisch und abwechslungsreich. Es kann uns in den Flow bringen und uns die Welt um uns herum vergessen lassen. Wir erweitern unseren Horizont, schärfen unsere Sinne und machen uns bereit, die Möglichkeiten einer Geschichte zu erkennen und zu verfolgen. Wir begeben uns also in eine Situation der Offenheit. Dabei können einige wenige Worte genügen, und schon knistert und prickelt es in der Luft. Es wird leidenschaftlich und poetisch oder spannend und geheimnisvoll.

Keine wahren oder unwahren Geschichten

Es gibt keine wahren oder unwahren Geschichten. Wichtig ist, was wir für möglich halten. Selbst die wunderlichsten Geschichten, wie z.B. die Lügengeschichten des Barons von Münchhausen, erscheinen während der Lektüre glaubwürdig. Weil sie in der Welt, die geschildert wird, einen glaubwürdigen Rahmen haben.
Durch das Schreiben schaffen wir eine eigene Welt. Vielleicht eine schönere, vielleicht eine, in der die Helden noch richtige Kämpfer sind und die größten Gefahren meistern. Vielleicht eine, die fantastisch ist wie das Wonderland von Alice, in der die Gesetze der wirklichen Welt nicht gelten. Oder in der man von Planet zu Planet spaziert wie Der Kleine Prinz von Antoine de St. Exupéry.

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Die Legokiste – eine Geschichte von Oliver Wolf

Die Legokiste von Oliver Wolf erinnert an die überbordende Fantasie des Kindes. Und an den Flow, der die Umwelt vergessen lässt. Oliver Wolf lebt mit seiner Familie in Sevilla. Der Text ist im Online-Kurs Kreatives Schreiben entstanden.

Die Legokiste

Wir haben in unserer Wohnung im Flur eine Schrankwand, selbst montiert von meinem Vater. Darin steht unten links, etwas versteckt, eine Holzkiste, die Legokiste – helles Holz, mit kitschiger Brandmalerei – voller Legosteine. Also, es sind keine echten Legosteine, sondern eine Variante aus Weichplastik, von einer wässrigen, weissen Farbe. Die Dinger fühlen sich seltsam an, und auch zwischen den Zähnen haben sie einen merkwürdigen Widerstand. Ein paar echte Hartplastiklegosteine finden sind dazwischen, sogar eine komplette Legoeisenbahn mit Legoschienen. Aber die weiche und die harte Sorte passen nicht richtig zusammen.

Diese Kiste ist meine Schatztruhe

Diese Kiste ist meine Schatztruhe. Es gibt hier keinen Bauplan, wie bei modernen Lego-Bausätzen. Es ist einfach ein wildes Durcheinander von Steinen verschiedenster Grösse und Form: pure Anarchie. Aus den Steinen lasse ich die unwahrscheinlichsten Gebilde entstehen. Raumschiffe, Häuser, Unterseeboote, alles! Und niemand redet mir rein! Meistens baue ich einfach krudes Zeug zusammen, meine Fantasie ist da ziemlich flexibel  – am Anfang plane ich vielleicht, ein Pferd zu bauen, und am Schluss wird irgendwie ein Hubschrauber daraus.

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