Greta Thunberg ist eine moderne Heldin. Sie hat ein Ziel, kämpft unbeirrt dafür, trifft auf Gegner und inzwischen viele Helfer. In 100 Ländern der Welt streiken bei den “Fridays for Future” unzählige junge Menschen für den Klimawandel und gegen die Doppelzüngigkeit der PolitikerInnen. Ich wünsche mir ihren Erfolg.
Ihre Worte sind klar
Sie ist für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen worden, und ich meine: zu Recht! Diese junge Frau muss nicht noch von mir zur Heldin gekürt werden, sie ist es schon – als Kopf einer inzwischen 100 Länder und unzählige (meist junge) Menschen umfassende Bewegung. Ihre Worte sind klar und unmissverständlich:
„Ich mache das, weil ihr Erwachsenen auf meine Zukunft scheißt.“„Ich will, dass ihr in Panik geratet. Ich will, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre. […] Ich will, dass ihr handelt, als würde euer Haus brennen. Denn es brennt.“
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„Ich mache das, weil ihr Erwachsenen auf meine Zukunft scheißt.“„Ich will, dass ihr in Panik geratet. Ich will, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre. […] Ich will, dass ihr handelt, als würde euer Haus brennen. Denn es brennt.“
Sie ist ein kleiner David
Sie ist ein kleiner David, der gegen den großen Goliath – die Erwachsenen und ihre Doppelzüngigkeit – kämpft. Sie konnte einfach nicht verstehen, dass die Natur weiter bluten muss, der CO2-Ausstoß weiter steigt und viele PolitikerInnen behaupten, etwas dagegen zu tun, dabei aber doch der Industrie gehorchen.
Ältere fragen sich, woher ein Mädchen von 15 Jahren die Chuzpe nimmt, jeden Freitag die Schule zu schwänzen und zu protestieren. Anfangs tat sie das noch alleine und wurde als Verrückte abgetan, das geht jetzt nicht mehr. Klaus von Dohnanyi sagte bei Markus Lanz im ZDF, dass diese jungen Menschen erst einmal etwas “leisten” sollen, bevor sie die Klappe so weit aufreißen. Eine Reise mit dem Zug sei kein Opfer, da habe man in seiner Jugend (er ist gerade 90 geworden) ganz andere Dinge riskiert. Nun ja. Greta Thunberg reiste mit dem Zug nach Davos zum Weltwirtschaftsgipfel und sagte dort:
„Einige Leute, einige Unternehmen, vor allem einige Entscheidungsträger haben genau gewusst, welchen unbezahlbaren Wert sie opfern, um weiterhin unvorstellbare Mengen Geld zu verdienen. Und ich glaube, viele von Ihnen, die heute hier sind, gehören zu dieser Gruppe Menschen.“
Nagel auf den Kopf
Einige Leute, einige Medien, einige “Trolle” behaupten, Greta werde instrumentalisiert von der Klimalobby, sie werfen ihr vor, dass sie noch zu jung sei, um Probleme zu verstehen (sie ist 2003 geboren) und keine Ahnung vom Klima habe; sie vermuten, dass sie lediglich um Aufmerksamkeit heische, dabei aber wegen ihres Asperger-Syndroms selbst Hilfe benötige. Manche vergleichen sie und ihre Bewegung auch mit der Instrumentalisierung der NS-Jugend oder der FDJ in der DDR. Die Alten reagieren also. Mindestens genauso scharf, wie die Jungen angreifen. Diese Hysterie zeigt uns aber doch, dass da der Nagel auf den Kopf trifft.
Alles, was eine literarische Heldin benötigt
Sie hat also alles, was eine (literarische) Heldin benötigt: Sie ist besonders, sowohl vom Aussehen, vom Alter, als auch vom Auftreten her; sie hat ein Ziel (nichts Geringeres als die Welt retten möchte sie), sie hat Gegner. Und sie ist bereit, für ihr Ziel unglaubliche Mühen auf sich zu nehmen. Und Rückschläge in Kauf.
“Leider glaube ich nicht, dass es ein Erfolg fürs Klima war. Die Leute reden nur und tun nicht, was sie sagen”
sagte sie noch in Davos.
Wahrscheinlich schreiben manche jetzt schon an ihrer Biographie, an einem Roman, in dem jemand wie Greta vorkommt – und an einem Drehbuch. Ich hoffe auf ein Happy End für Greta, denn das wäre ein Happy End für uns alle, die Welt, die Menschen und die Natur.
Manchmal gibt es das also, positive Helden! Ich wünsche ihr nicht nur den Nobelpreis, sondern Erfolg beim Erreichen ihres vielleicht wichtigsten Ziels: den doppelzüngigen PolitikerInnen Einhalt gebieten.
“Wir betteln nicht bei Entscheidungsträgern um ihre Anteilnahme. Sie haben uns in der Vergangenheit ignoriert, und sie werden es weiterhin tun. Aber die Dinge werden sich ändern, ob es ihnen gefällt oder nicht.“
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Foto: Aslihan Altin (Unsplash)