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Die Leichtigkeit des Feierabends – von Andrea Gärtner

Der Text entstand im Kurs „Pack die Badehose ein“ – Aufgabe: In Sommerstimmung kommen

Andrea Gärtner Jahrgang 1974, lebt und arbeitet in Südniedersachsen. 2017 erschien ihr erster Roman „Herzfehler“.

Die Leichtigkeit des Feierabends

Sie parkt das Auto und schnappt nach ihrer Handtasche. Die Post vom Nebensitz klemmt sie unter den Arm. Während sie den Wagen abschließt, entsperrt sie schon das Handy, um die eingegangenen Nachrichten zu lesen.

Ihre Mutter schickt einen Einkaufszettel, mit der Frage, ob sie das Gewünschte auf dem Wochenmarkt besorgen könne. Sie seufzt. Das heißt dann, schon um sechs aufzustehen, wenn sie vor der Arbeit den Einkauf und eine Runde Sport absolvieren will.

Eine Freundin bittet um Rückruf. Es geht um die Besorgung eines Geschenks für einen gemeinsamen Freund. Vermutlich wird das wieder an ihr hängen bleiben. „Da hast eben immer die besten Ideen!“, heißt es dann. Sie kann es nicht mehr hören.

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Sommerabend am See – von Iris Otto

Der Text entstand im Kurs “Pack die Badehose ein” – Aufgabe: etwas Leichtes

Iris Otto lebt in Liederbach und schreibt u.a. Kriminalromane

Staubflusen tanzten

Gaby strecke sich, um die Kunstmappe von ihrem Kleiderschrank herunterzuholen. Staubflusen tanzten um sie herum. Sie drehte den Kopf, um nicht noch mehr Staub aufzuwirbeln, während sie mehrmals nieste. Dann zog sie die roten Schleifenbänder auseinander und öffnete den Pappdeckel. Sachte hob sie das oberste Bild heraus.

Mit leichtem Pinselstrich hatte die Künstlerin die Farben aufgetragen. Dabei musste sie viel Wasser verwendet haben, denn das dunkle Blau des Sees im Vordergrund verblasste sehr schnell, wechselte von Hellblau und Rosa über ein zartes Zitronengelb bis hin zu einem rötlichen Abendhimmel. Die Sonne stand als weißer Fleck gerade noch über dem Horizont.

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Landebahn – Roman von Stefan Gross erschienen

Roman “Landebahn” erschienen

Stefan Gross hat sich vor ein paar Jahren zum Schreiben entschlossen und seither immer mal wieder die Dienste von schreibwerk berlin in Anspruch genommen. Jetzt ist sein Roman “Landebahn” erschienen. Die Geschichte des Unternehmers Carl Hammer, der eigentlich alles hat, was man sich nur wünschen kann (mein Haus, meine Frau, mein Auto …) und dennoch in großer seelischer Not ist. Von seiner Firma nach Indien geschickt, biegt er dort kurzerhand von der vorgesehenen Route ab und badet sogar im Ganges – mit schlimmen Folgen. Vieles ist sehr überraschend in diesem Roman, an dessen Ende er sich nicht nur selbst findet, sondern auch seine Familiengeschichte kennt. Und seine Berufung. Ein durchaus positives Buch also, in dem viele Fragen auftauchen, die wir uns in der einen oder anderen Form selbst stellen.

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Abendessen mit Frauenarzt – von Michaela Christians

Abendessen mit Frauenarzt – von Michaela Christians

“Abendessen mit Frauenarzt” stammt von Michaela Christians. Die Autorin lebt in Bielefeld

Die Aufgabe lautet: Beschreiben Sie jemanden mit professioneller Deformation beim Abendessen. Der Text stammt aus dem Online-Kurs Literarisches Schreiben

Alexander Fischer zog einen dunkelblauen Kaschmirpullover über das weiße Polohemd und setzte seine Goldrandbrille wieder auf. Wiebke hatte ein junges Ehepaar, das sie beim Spanischkurs in der VHS kennengelernt hatte, zum Abendessen eingeladen. Damit war die Sportschau für heute gestorben. Hoffentlich waren die beiden keine Ärzte. Er hasste Kollegengespräche beim Essen. Irgendwas mit Design hatte Wiebke vermutet, aber sie wusste es nicht genau.

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Wie gelähmt – Gastbeitrag zum Corona-Tagebuch

Wie gelähmt – Gastbeitrag zum Corona-Tagebuch von Claudia Nentwich

Claudia Nentwich lebt in Berlin. Die Singer-Songwriterin und Autorin Claudia Nentwich hat bisher sieben CDs und zwei Bücher veröffentlicht, ihr drittes Buch wird 2020 im KLAK Verlag erscheinen. Seit 2007 ist sie Gastgeberin der Veranstaltungreihe Songs ohne Boot

Das Corona-Tagebuch war ein Themen-Special von schreibwerk berlin vom 23. März bis zum 1. Mai 2020.

Berlin, 16.04.2020

Gelähmt von meinen Gefühlen

Wie immer dauert es etwas bei mir, bis ich es schaffe, eine neue Situation zu bearbeiten, geistig und körperlich. Das hat etwas damit zu tun, dass meine physische Gesundheit von Kindesbeinen an wacklig ist, und dass ich hypersensibel bin und mir schnell alles zu viel wird. Auch in der Corona-Krise konnte ich das wieder beobachten, gelähmt und von meinen Gefühlen überwältigt, war es für mich schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.

Gestern kam mir in den Sinn, dass mich diese Krise mit ihren Bewegungseinschränkungen an das Jahr 2000 erinnert oder besser die Erinnerungen daran triggert. Ein Jahr, das ich hauptsächlich zuhause verbracht habe, wegen einer Chemotherapie. Diese Zeit, in der ich so schwach war, dass ich die Wohnung kaum verlassen konnte, habe ich noch in guter schlechter Erinnerung.

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Das Corona-Tagebuch IV – Kontaktsperre

In loser Folge veröffentlichen wir Texte aus dem Corona-Tagebuch, einem Themen-Special von schreibwerk berlin, das vom 23. März bis zum 1. Mai 2020 stattfand. Die AutorInnen verarbeiten die Zeit der Kontaktsperre. Das Copy-Right liegt bei den AutorInnen

Das Corona-Tagebuch IV- Kontaktsperre

 

6. April 2020

Beate van den Berg – Bad Hair Day

Wir schreiben Woche 3, Tag 1 der Kontaktsperre, und ich wache schon mit schlechter Laune auf. Nicht nur ein bisschen schlechte Laune, sondern so richtig schlechte. Bereits gestern war mir gar nicht nach Tagebuch-Schreiben, aber ich hatte gedacht, nach einem Ruhetag würde es wieder runder laufen.
Aber als ich heute morgen in den Spiegel schaue, denke ich, mich tritt ein Pferd. Meine Haare hängen in blond-graumelierten Strähnen derart lustlos in der Gegend herum, dass ich kurz den Impuls verspüre, selbst mal kurz mit der Schere Hand anzulegen. Dann denke ich, vermutlich um einem Akt der Selbstverstümmelung vorzubeugen, dass heute ja Montag ist und mein Friseur auch ohne Corona heute geschlossen hätte. Und dann, dass die Mutter meines Schreibgefährten Stefan es ziemlich gut hat, eine Fachkraft in ihrem Bekanntenkreis zu haben. Bin weiterhin sehr angespannt. Untersuche den Griechen auf Flöhe, da ich seit Tagen einigen Pusteln auf der Haut habe.

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Das Corona-Tagebuch III Texte vom 4. bis 6. April

Wir veröffentlichen in loser Folge Texte aus dem Corona-Tagebuch, einem Themen-Special von schreibwerk berlin. es fand vom 23. März bis zum 1. Mai 2020 statt.  Das Urheberrecht liegt bei den AutorInnen. Unter dem Titel “die Corona-Bande” lesen Sie hier einen Zustandsbericht unterschiedlicher Autoren.

Das Corona-Tagebuch III

2. April 2020

Rita Lindner – Grau in Grau

Seit gestern habe ich einfach keine Lust zum Schreiben. Mir fällt nichts ein. Ich schaue auf der hinteren Seite unseres Hauses in den Garten: grauer Himmel, die kahlen schmutzig weißen Holzpaneele, mit denen sich der Nachbar links abgrenzt, vom Wind und den Krähen umgestülpte Futterschalen für unsere Gastkatzen, Tristesse. Ich schaue vorne aus dem Fenster: grauer Himmel, kein Mensch, kein Tier ist zu sehen auf unserer kleinen Straße, die nur eine kurze Sackgasse mit einer Wendeplatte ist.

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Post aus Indien – von Petra

Post aus Indien – von Petra 

Die Autorin des Beitrags lebt in Deutschland und Indien. In Varansi betreibt sie gemeinsam mit ihrem Mann eine Künstlerresidenz. Alle Fotos stammen von Petra.

 

Indien / Varanasi 26.03.2020
RE: Ausgangssperre

Liebe B…,

Wir versuchen, hier irgendwie Routinen aufrechtzuerhalten. Morgens arbeiten wir im Garten solange die Temperaturen es zulassen. Wir ernten unsere Tomaten, Blumenkohl, Kohl, Auberginen. Danach Kaffee und Duschen. Navneet kocht dann was gemeinsam mit Lori, der Künstlerin aus New York, die es vorzieht hier zu bleiben, statt nach Hause zu gehen.

Ich sitze einige Stunden am Tag im Büro, da wir unsere Lieferanten beruhigen müssen, arbeite gewisse Dinge auf, die schon länger überfällig sind. Nachmittags gibt es Tee auf der Terrasse, Abendessen fällt aus, gegen 9 Uhr geht’s ins Bett. Lesen im Dunkeln ist nicht so schick, da anschließend das Zimmer voll Moskitos ist, die einem die Nachtruhe rauben.

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