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Jahr: 2015

Max Frisch fragt: Wen soll das interessieren?

Max Frisch fragte: “Wen soll das interessieren”

Max Frisch ist ein weiterer Autor, der mich in meinen jungen Jahren beeinflusste (ich sollte mal was über Doris Lessing schreiben, denn die ist eine der wenigen weiblichen Autoren, die auf mich nachhaltig wirkten). Aber jetzt erst mal Max Frisch. “Mein Name sei Gantenbein” brachte die Überlegung, was denn eigentlich das Individuum sei, auch zu mir. Man nannte das in germanistischen Seminaren auch “Dissoziation des Ich” oder “Dissoziation des Subjekts” – und mir war keinesfalls klar, dass damit auch psychische Störungen, gar Krankheiten, gemeint sein könnten.

Auch war mir nicht klar, dass Max Frisch mit Ingeborg Bachmann nicht unbedingt gut umgegangen war, wie mir ebenso sein mangelnder Feminismus damals nicht auffiel. Manchmal ist es gut, naiv zu sein, denn ich habe viel von diesem Autor gelernt.

Zurück zur Eingangsfrage von Max Frisch, die viele Schriftsteller*innen umtreibt: Wen soll das interessieren? Fragt man es nicht selbst und nimmt damit die Elternfrage vorweg, dann tun es sicher die anderen. Wen soll das interessieren, was du da schreibst? Nun, könnte man antworten, hätte man das Selbstbewusstsein, zumindest MICH interessiert es, was ich schreibe. Deshalb schreibe ich ja. Aber ja, ich habe auch die Hoffnung, dass es andere Menschen interessieren könnte.

Übrigens – in unseren Kursen interessieren wir uns für das, was Sie schreiben. Und für Ihren individuellen Stil. Und wir reagieren individuell und prompt auf jeden Ihrer Texte.

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Die Meerhexe – Short Story von Britta Wedam

Die Meerhexe

Meerhexe ist eine Short Story von Britta Wedam. Die Autorin hat Germanistik mit einem Schwerpunkt auf deutschsprachig-jüdische Literatur in Graz studiert. Derzeit arbeitet sie an ihrer Dissertation, doch eigentlich lieber an literarischen Texten. Die Short short Story entstand im Kurs “Speed-writing”. Das gibt es bei uns auf Nachfrage.

Sie drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus und winkte dem Kellner mit einem Geldschein. Als der Kellner näher kam, hob der Dalmatiner am Nebentisch seinen Kopf und knurrte. Für einen Moment leuchteten seine Flecken auf dem Fell rot auf, dann legte er sich wieder hin und schlief eingeringelt auf dem Kopfsteinpflaster weiter. Das Retourgeld steckte sie in eine Filmdose, die sie in der Handtasche verstaute, dann zündete sie sich noch eine Zigarette an. Der Straßenmusiker, der vor dem Café Geige spielte, beobachtete sie. Meerhexe

Eine Vespa fuhr laut knatternd vorbei, er hörte zu spielen auf und sah intensiver zu ihr. Sie lächelte und deutete ihm an, sich zu ihr zu setzen. Er verstaute die Geige, steckte das Geld aus dem Hut in seine Hosentasche und kam näher. Es fiel ihm auf, dass sie um einiges älter war als er, doch sie duftete nach weißem, frisch gestärktem Leinen, sodass er sich mit einem begrüßenden Tippen an den Hut zu ihr setzte.

Speed-Writing – der schnelle Kurs zum schnellen Schreiben: 1 Story an 1 Tag.

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Zum 30. Todestag von Heinrich Böll

Zum Todestag von Heinrich Böll

möchte auch ich an ihn erinnern; daran, dass Heinrich Böll mich lehrte, was Details in der Literatur bedeuten (“Blut im Urin” aus “Haus ohne Hüter”, die Großmutter, die auf der Balustrade mit ihrem Uringefäß winkt: unvergessen) und dass eine Literatur mit moralischem Impetus entgegen der Lehren der Germanistik, die zu meiner Zeit nur Verachtung für den “Gutmenschen” übrig hatte, es vermag, Menschen zum Denken zu bringen – und zum Mitgefühl. Zur Menschwerdung des Menschen beitragen, wie er selbst es nannte.

 

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Wie entstehen Romane? In unseren Kursen!

Wie entstehen Romane? Vom Mythos zur Methode

Wie entstehen Romane? Das fragen sich viele angehende Schriftsteller. Wie kann ich endlich mein Buch schreiben? So lautet die eigentliche Frage.

Es ranken sich viele Mythen darum, wie ein Roman entsteht. Woher nimmt man die Idee, wie erkennt man, dass sie etwas taugt … Macht man sich zuerst einen Plan oder schreibt man einfach drauf los?
Viele Fragen kreisen um den kreativen Schaffensprozess – weshalb Autor*innen auch immer wieder danach gefragt werden, wie ihre Romane entstehen. Daniel Kehlmann hat in “Ruhm” diese scheinbar naiven Fragen ziemlich auf die Schippe genommen. “Woher nehmen Sie Ihre Ideen?” wird sein reisender Schriftsteller x Mal am Tag gefragt. Und x Mal am Tag antwortet er: “In der Badewanne”. Diese ironische Volte führt zurück zu dem berühmten Heureka-Moment von Archimedes, der in einer öffentlichen Badeanstalt sein nach ihm benanntes Prinzip fand – und deshalb “Heureka” (ich habe es gefunden) schreiend durch Syrakus gelaufen ist. Nackt, so will es die Legende. Archimedes schrieb keine Romane, aber auch er überließ sich der Intuition und der Muße, die unbedingt zum kreativen Prozess gehören.

Sie können gerne unseren Online-Kurse Roman schreiben unverbindlich 7 Tage lang testen

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Ein schöner kleiner Artikel über schreibwerk

Stoytelling aber richtig: eine Empfehlung von Eric Kubitz

Storytelling – aber richtig

von Eric Kubitz am 5. Juni 2015 (Gastbeitrag)

Wenn du deinen Tag mit Schreibereien für Webseiten oder PR-Texte verbringst, wird dir das irgendwann nicht mehr genügen. Das ist sicher auch ein Grund, warum Storytelling derzeit zum guten Online-Marketing-Ton gehört. Merke: In jedem Texter steckt auch ein Autor. Also ein echter Kreativer. Einer, der mit etwas Ruhe eine spannende Kurzgeschichte oder eine bewegende Biographie aufs Papier bringen kann. Oder sagen wir: “könnte”. Denn etwas Handwerk und Übung gehören schon dazu. Man braucht Anleitung dafür – ich sage dir, von wem. 

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Doppelter Boden – von Franziska Prankl

Franziska Prankl ist eine österreichische Autorin.
Doppelter Boden von Franziska Prankl ist eine Kurzgeschichte aus dem Themen-Special Speed-Writing

Doppelter Boden

Stolz steckte sie ihr Abschlusszeugnis in die Umhängetasche. Ihre blauen Augen glänzten vor Freude und sie konnte es nicht erwarten, den Hutsalon ihres Lehrherren zu übernehmen. Es war ihr Traum, eine berühmte Modistin zu werden, und Hüte für elegante Damen zu fertigen. Während sie den langen Gang der Gewerbeschule entlanglief, strich sie ihre blonden Haare aus der Stirn und drückte sich den kleinen, roten Hut auf den Dutt. Er musste gut sitzen und alle Eskapaden mitmachen. Jahrelang hatte sie gespart, um sich einen großen Wunsch zu erfüllen: einen eigenen Motorroller. Er war zwar nicht mehr ganz neu, aber immer noch voll in Schuss. Irmgard schwang sich auf ihr einspuriges Fahrzeug und düste nach Hause. Sie wollte ihrer Mutter eine Freude machen, Katharina hatte schon so viel verloren. Ihren Mann im Krieg und den einzigen Sohn durch einen Unfall, da blieb ja nur noch sie. Ihre Mutter saß im Schaukelstuhl und strickte an einer blauen Weste, als Irmgard ins Zimmer stürmte und von der bestandenen Prüfung und ihren Plänen erzählte. Wie in Trance sprach sie von ihrem Wunsch, moderne und einmalig schöne Hüte zu kreieren.

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